Soundtrack, Musiker und Musikstück

Bereits vor einiger Zeit haben wir euch Einblicke in die Musik von The Guild 3 gewährt. In dieser Woche tauchen wir etwas tiefer in die Klangwelt des Spiels ein.

 

Der Stil unseres Soundtracks lässt sich am ehesten als „mittelalter-orchestral“ beschreiben, wobei ein mittelalterliches Flair im Vordergrund steht und mit mittelalterlichen sowie klassischen Instrumenten vorgetragen wird. In einigen Liedern werden mittelalterliche Klänge überwiegen, in anderen wiederum die klassischen Einflüsse. Bei wieder anderen ist beides recht ausgewogen.

 

Hier kommt die versprochene musikalische Kostprobe, das Stück „At The Gates“:

 

Während des Spiels werdet ihr die soziale Leiter erklimmen und vom Gemeinen zum Bürger und schließlich zum Adligen aufsteigen. Das wird sich auch im Soundtrack wiederspiegeln, denn als Gemeiner werden die meisten Musikstücke recht ärmlich klingen. Seid ihr allerdings Bürger, so wirken dieselben Musikstücke auf einmal anders und pompöser. Und als Adliger wird die Musik gar prächtig klingen.

 

Der Soundtrack wird von Audinity komponiert. Die Gründer des Studios, Yannick und Robin, sind langjährige Fans der Die Gilde-Serie und sie haben bereits den Soundtrack zu Die Gilde 2: Renaissance beigesteuert. Warum sie mit Herzblut bei der Sache sind, erfahrt ihr in dem kleinen Interview, welches Heinrich, der Producer von The Guild 3, mit Yannick und Robin geführt hat:

 

Heinrich– Wie seid ihr zur Musik für Videospiele gekommen?

Yannick– Ich liebe Film- und Videospiel-Musik seit ich ein Kind war und spielte meine Lieblingssoundtracks Tag und Nacht auf dem Klavier. Die Gilde war eines meiner Lieblings-Videospiele, also war ich sehr aktiv in der Community und habe dort einige gute Freunde gefunden. Ich fing an, für ein paar Die Gilde 2 Fan-Mods Musik zu machen, meistens Covers von Original-Musik aus der Serie. Schließlich fand sich ein Team aus ehemaligen Entwicklern und Fans zusammen und begann mit Die Gilde 2: Renaissance, und ich war auch dabei. Dieses Projekt war auch die erste große Zusammenarbeit mit Robin.

Heinrich– Ja, ich erinnere mich noch gut daran, als wir dich in unser Team für DG2Ren geholt haben. Das war eine tolle, aber sehr stressige Zeit damals. Wie war es bei dir, Robin?

Robin– Ich spiele Videospiele, seit ich fünf Jahre alt war und schon damals hatte ich großes Interesse an klassischer Musik. So entdeckte ich schon früh den künstlerischen Ansatz in Videospielen. Ich nahm Klavier- und Orgelunterricht und noch in meiner Schulzeit begann ich, verschiedene Community-Projekte für einige meiner Lieblings-Videospiele mit Musikstücken zu unterstützen. Bei einem dieser Projekte in 2009 lernte ich Yannick kennen. Wir arbeiteten zunächst gemeinsam bei einem Fan-Mod für ein anderes, namhaftes deutsches Videospiel und taten uns dann wieder für Die Gilde 2: Renaissance zusammen. Nun ist Audinity, unser gemeinsames Studio, längst gegründet und wir arbeiten an The Guild 3. Besser kann es kaum laufen.

Heinrich– Ihr habt für einen unserer letzten Patches für DG2Ren noch 6 Musikstücke remastered, das sollten wir nicht vergessen. Aber an welchen Projekten hat Audinity ab dann mitgewirkt?

Yannick– Audinity haben wir im Jahr 2012 gegründet. Seitdem haben wir Musik für Videospiele wie Europa Universalis IV und Ultimate General: Gettysburg geschrieben.

Heinrich– Wie schafft ihr es, als kleines Team solch große Projekte zu stemmen?

Robin– Wir arbeiten immer gemeinsam an unseren Projekten. Damit bündeln wir unsere Kreativität, unsere jeweiligen Stärken und unsere Arbeitsleistung und sind weitaus flexibler, wenn sich die Abgabe-Deadlines nähern.

Heinrich– Wie unterscheidet sich für euch die Arbeit am Soundtrack von The Guild 3 im Vergleich zu Die Gilde 2: Renaissance?

Yannick– Für Die Gilde 2: Renaissance haben wir zusätzliche Musik zum bestehenden Soundtrack des Hauptspiels komponiert. Wir mussten uns dafür dem Musikstil anpassen und konnten, was den Stil angeht, wenig kreativ sein. Für The Guild 3 hat Bastian Kieslinger zwar den Stil bereits vorgelegt [Anmerkung: später mehr dazu], aber wir haben dennoch genug Freiraum, eine einzigartige musikalische Sprache zu entwerfen, welche sich von den Vorgängen abhebt.

Heinrich– Ihr seid mit Bastian in regem Kontakt. Der Musikstil ist zwar gefunden, aber nicht festgezurrt. Wie gestaltet ihr den Soundtrack?

Robin– Einen Soundtrack von Grund auf zu gestalten, setzt eine Menge Brainstorming mit Producer bzw. Entwicklerteam und in unserem Team voraus. Du möchtest, dass die Musik das Gameplay unterstützt und die Stimmung des gesamten Spiels einfängt und trägt. The Guild 3 ist weniger ‚bunt‘ als Die Gilde 2, was ich als Fan richtig gut finde. Die natürlichere Farbgebung verlangt einen eher historisch-mittelalterlichen Sound, der dennoch die Akzente der Die Gilde-Serie enthält. Ich würde sagen, der Soundtrack enthält Einflüsse aus Die Gilde 1 und Die Gilde 2. Die Klangkulisse wechselt zwischen mittelalterlichen und klassischen Elementen und schafft eine Atmosphäre, welche auf die Spielsituation abgestimmt ist. Wir sind davon überzeigt, dass dies der richtige Weg ist, das Gameplay dieses einzigartigen Spiels zu unterstützen.

Heinrich– Was inspiriert euch zur Musik für The Guild 3?

Yannick– Wir haben uns viele alte Musikstücke aus dem Mittelalter angehört. Ich liebe authentische Musik aus dem Mittelalter, sie ist voller Ausdruck und Atmosphäre. Die Nachforschungen haben mir daher besonders viel Freude bereitet. Zusätzlich lese ich viele alte Manuskripte von Melodien und Gesängen. In einigen Tracks haben wir ganz oder teilweise Melodien aus dieser Zeit verarbeitet.

Robin– Mich persönlich hat es sehr überrascht, wie atmosphärisch authentische Lieder aus dem Mittelalter eigentlich sind. Man hätte einfach viele der Melodien direkt ins Spiel einbauen können und sie hätten sich wunderbar in das Spielgeschehen eingefügt. Es macht riesen Spaß, diese alten Melodien in die Musik von The Guild 3 zu weben – wirklich toll, dass du und GolemLabs das unterstützen und fördern!

Heinrich– Yannick, Robin, ich danke euch für eure Zeit.

 

MusicInterview


Eine Handvoll weiterer Tracks stammen aus der Feder eines anderen Musikers, Bastian Kieslinger. Bereits vor einiger Zeit, als wir Audinity noch nicht an Bord hatten, haben wir Bastian gefragt, ob er uns dabei helfen könnte, den Musikstil für The Guild 3 zu finden. Bastian hat viel Erfahrung mit Musik für Computerspiele und war gerne bereit, uns zu helfen. So stammen die ersten drei Tracks, von denen wir zwei bereits angeteasert haben, aus seiner Feder.

 

Heinrich– Was hast du gedacht, als wir dich gefragt haben, ob du dabei helfen könntest, den Musikstil für The Guild 3 zu finden?

Bastian– Als langjähriger Fan von Die Gilde habe ich mich nicht nur gefreut, sondern auch geehrt gefühlt. Ich habe noch am selben Tag losgelegt und herumprobiert, Ideen gesammelt und erste Skizzen angefertigt. Ich hatte direkt dutzende Melodien im Kopf.

Heinrich– Kannst du kurz beschreiben, wie man es sich vorstellen kann, einen Musikstil für ein Videospiel zu finden?

Bastian– Im Grunde beginnt man zuerst mit einer Recherche. Man hört sich die Musik aus ähnlichen Spielen oder – falls vorhanden – von Vorgängern an, nimmt diese auseinander und versucht ihre charakteristischen Merkmale zu definieren. Speziell bei The Guild 3 war es das Ziel, den Charakter einer orchestralen „Filmmusik“ mit mittelalterlichen Elementen zu kombinieren, um eine authentischere Atmosphäre als in den Vorgängern zu erzeugen. Man versucht aber natürlich auch, dem Spiel durch die Musik einen eigenen Anstrich zu geben. Vor allem die Wahl der Instrumente ist hierbei entscheidend. Traditionelle mittelalterliche Instrumente wie Gemshorn, Krummhorn oder Sackpfeife haben einen markanten Klang und erzeugen zusammen mit einem klassischen Orchester eine interessante Mischung. Beim Zusammenbringen der Instrumente hilft oft eine spielerische Herangehensweise, in der die ersten Ideen mit Kombinationen verschiedener Instrumente umgesetzt werden und man nähert sich so Schritt für Schritt dem finalen Stil.

Heinrich– Deine Anstrengungen haben sich auf jeden Fall gelohnt, wie die Fans mit den bisherigen zwei Kostproben feststellen konnten. Du komponierst derzeit die komplette Musik und entwirfst den allgemeinen Sound von SpellForce 3. An welchen Projekten hast du sonst noch mitgewirkt?

Bastian– Außer an SpellForce 3 und The Guild 3 war ich bisher noch an Projekten wie Dungeons und Chaos Chronicles beteiligt.

Heinrich– Den musikalischen Stil für The Guild 3 hast du vorgelegt. Und du steuerst sogar drei Stücke zum Soundtrack bei, die zuerst eigentlich nur für unsere Tests vorgesehen waren. Inwieweit bist du noch mit Audinity in Bezug auf den Soundtrack in Kontakt?

Bastian– Zuerst muss ich sagen, dass ich mich mit Yannick und Robin blendend verstehe. Die beiden wissen, was sie tun. Wir sprechen von Zeit zu Zeit und tauschen uns über den Soundtrack aus. Demnächst wollen wir uns auch persönlich treffen. Vielleicht kommst du einfach dazu?

Heinrich– Das klingt verlockend! Ich möchte dir noch einmal für dein Mitwirken am Soundtrack für The Guild 3 danken. Und, dass du dir die Zeit für dieses Kurz-Interview genommen hast, Bastian.